Das Umformerwerk Hermannplatz
Das Umformerwerk Hermannplatz befindet sich nicht direkt am Hermannplatz, sondern nur in unmittelbarer Nähe in der Hermannstraße. Für die Stromversorgung der ersten U-Bahnen am Hermannplatz baute die Nordsüdbahn AG in den Jahren 1924 bis 1927 das 1872 errrichtete Wohnhaus in der Hermannstraße 4 zu einem Umformerwerk um. Hierzu wurden das Vorderhaus und der Seitenflügel abgerissen - das heute noch vorhandene Gebäude Nr. 4 ist somit nur das verbliebene Hinterhaus. Das Umformerwerk wurde vom Umspannwerk Kottbusser Ufer der Beweg mit Strom (6.000 V, 50 Hz) versorgt, im Umformerwerk selbst standen vier Großgleichrichter mit einer Leistung von jeweils 800 kW zur Verfügung.
Das Umformerwerk in der Hermannstraße 4 war aber von Beginn an nur eine Zwischenlösung. Bereits seit 1926 wurde in der Hermannstraße 5-8 an einem Neubau nach einem Entwurf von Alfred Grenander gearbeitet, am 24.05.1930 fand die Bauabnahme statt. Das in rotem Backstein gehaltene Gebäude trennt auch in der Architektur die unterschiedlichen Funktionen, die es im Inneren bedient. Während die technischen Anlagen sich vom Untergeschoß bis zum ersten Obergeschoß erstrecken, dient die zweite bis vierte Etage dem Wohnen.
Foto: aus einer Broschüre zur Eröffnung des durchgehenden Verkehrs auf der GN-Bahn von Gesundbrunnen bis Neukölln von 1930.
Der Standort des Gebäudes orientiert sich in seiner Gebäudeflucht an einer mit der Verbreiterung des Hermannplatzes einhergehenden Verbreiterung des Nordendes der Hermannstraße. Da seit den 1920er Jahren jedoch in diesem Bereich der Hermannstraße keine weiteren Bauten neu errichtet wurden, wirkt das Umformerwerk noch heute falsch plaziert. Die ursprüngliche Gebäudeflucht befand sich ungefähr in der heutigen Mitte der Hermannstraße an der Einmündung zum Hermannplatz.
Das Eckgebäude Hermannstraße / Hasenheide wurde für die Straßenverbreiterung abgebrochen. Das ungeplant zu einem Eckbau gewordene Nachbargebäude steht deswegen (bis heute) mit einer Brandwand zur Hermannstraße.
Foto: Ausschnitt aus einer Ansichtskarte von 1934.
Bei seiner Inbetriebnahme wies das Umformerwerk acht Großgleichrichter mit einer Gesamtleitung von 8.200 kW auf (6x1.100 kW + 2x800 kW). Diese Leistung war ausgelegt, um Vier-Wagen-Züge im Zwei-Minuten-Takt fahren zu können. Weiterhin waren Erweiterungsmöglichkeiten bereits eingeplant. Die Umformung erfolgte von Drehstrom mit 6.000 Volt und 50 Hertz auf Gleichstrom mit 780 Volt. Neben dem Streckenabschnitt von Leinestraße bis Moritzplatz auf der GN-Bahn (heute U8) bediente das Umformerwerk auf der Nordsüdbahn (heute U7) die Strecke bis Friedrichstraße.
Foto: Der Gleichrichterraum im ersten Obergeschoß im Zustand der Werkseröffnung (aus Broschüre von 1930)
Auf der GN-Bahn ist 1996 die Station Hermannstraße im Bereich der Stromversorgung hinzugekommen. Auf der Nordsüdbahn reichen die Bahnspeisebezirke des Umformerwerkes Hermannplatz heute von Mehringsdamm bis Neukölln (Südring).
Übersichtplan über die Bahnspeisebezirke der U-Bahn Berlin mit Stand 10.1976. Damals reichte der Bahnspeisebezirk "Sü" nur bis Gneisenaustraße, heute bis Mehringsdamm.
Februar 2004, Mai 2004
J. Axel Mauruszat
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